Cartoon

Elmar Altwasser: Verschwenderisch

aus der Stadtzeitung "Marburger Express" zum 50sten




Die Wände seiner Altbauwohnung zieren Tuschezeichnungen, Surrealistisches und Abstraktes in Öl. Eigene Arbeiten. Im geschmackvoll arrangierten Ambiente wirkt er fast ein wenig etabliert. Obwohl Elmar Altwasser hart daran arbeitet, diesen Eindruck zu vermeiden. Jeans, Biker-Boots und Pferdeschwanz gegen die Kleiderordnung des wissenschaftlichen Establishments. 50 Jahre haben sich in sein Gesicht gegraben. Der Bart ist graumeliert. Aber noch immer ist der gebürtige Ostwestfale verschwenderisch mit seinem Leben, raucht zuviel und schläft zu wenig.

Geb. 1948 in Lemgo;
aufgewachsen in Horn-Bad Meinberg
Ab 1969 Studium der Kunstgeschichte, Vor- und
Frühgeschichte, Christlichen - und
Klassischen Archäologie
Seit 1973 Leitung von archäologischen
Ausgrabungen und bauhistorischen Untersuchungen
1976 Mitbegünder der "Marburger Arbeitsgruppe
für Bauforschung und Dokumentation"
1978 Mitbegründer des Jonas Verlag für Literatur
und Kunst
1984/85 Mitbegründer des Freien Instituts für
Bauforschung und Dokumentation e.V.
Von 1987 bis 2014 Lehrtätigkeit am Kunsthistorischen Institut
der Philipps-Universität Marburg
Seit 1989 Lehrtätigkeit am "Deutschen Zentrum
für Handwerk und Denkmalpflege"
in Fulda
2002 Mitgesellschafter der Probstei Johannesberg gGmbh
(ehem. Zentrum f. Handwerk und Denkmalpflege)
Seit 2005 verheiratet mit Siegrid Schmeer
Sein Lebensgefühl ist das der späten 60er. Die haben ihn geprägt mit Beat, Ska, Soul und Rock, mit Free Jazz und John Cages experimentellen Stücken. 1964 das erste eigene Schlagzeug. Schulisch ging s danach bergab. "Dafür hatte ich ein enorm hohes Taschengeld." Genüßlich steckt er die nächste Selbstgedrehte auf die schwarze Zigarettenspitze.
Mick-Schwarz-Band nennt sich die Herrenriege im Stones-Alter, mit der er heute noch ab und an in Marburger Kneipen spielt, einen Mix aus Allman Brothers, Grateful Dead und Rhythm and Blues. "Nur so zum Spaß, bevor wir endgültig vergreisen." - Auch die Malerei ist Privatvergnügen geblieben. Stattdessen Studium der Kunstgeschichte und Archäologie. Vor 25 Jahren erste Ausgrabungen im Rahmen der Marburger Stadtsanierung. Das war der Anfang der sanierungsbegleitenden Bauforschung. Eins seiner ersten großen Projekte in Marburg: Die archäologischen Grabungen auf der Abrißfläche des ehemaligen Philippinum, dort, wo heute das Schloßberg-Center steht. Überall wo seither Sanierungs- oder Bauarbeiten über oder unter der Erde stattfanden, hat er nach Spuren der Stadtgeschichte gesucht. Aus der Arbeitsgruppe von einst ist längst das Freie Institut für Bauforschung geworden, und er nimmt Lehraufträge an der Philipps-Universität wahr.

Die Wende `89, auch kunstgeschichtlich ein Glücksfall und für ihn die Entdeckung einer neuen Kulturlandschaft. Mit seinen Forschungen zur Wartburg, über Schloß Kühndorf und die Erfurter Altstadt hat er Maßstäbe gesetzt. Auf dem Schreibtisch liegen Rekonstruktionszeichnungen für einen neuen Burgenführer nach englischem Vorbild. Ganz nach seinem Geschmack: Wissenschaftlich und trotzdem nicht trocken.

© Oktober 1998 by Werner Girgert für "Marburger Express"



Immer wieder erfreut   Brabbel-Brief   über ein nettes e-Mail:

elmar@bauhist-buero.de




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